n vielen Regionen Deutschlands herrscht – zumindest theoretisch auf Plänen, in Gesprächen und bei Projektentwicklern - Bautätigkeit. Doch in der Realität geraten viele Bauvorhaben ins Stocken. Der Grund liegt nicht allein in den Zinsen, sondern vor allem in den Baukosten: Rohstoffe sind teuer, Lieferketten fragil, Handwerker über Monate hinweg ausgebucht. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach Wohnraum hoch.
In diesem Spannungsfeld verändert sich auch die Rolle des Grundstücks. Es ist Anfangspunkt eines Bauprojekts und zugleich ein knappes Gut mit strategischem Wert.
Wenn Sie ein Grundstück besitzen, stehen Sie damit an einer besonderen Position. Doch was bedeutet der Baukostenanstieg konkret für den Bodenwert? Mindert er den Verkaufswert – oder steigen die Preise sogar, weil baureife Flächen zur Mangelware werden?
Baustoffpreise unter Druck: warum das Bauen 2025 so teuer ist
Seit 2021 verzeichnen Statistiker, Bauherren und Handwerksbetriebe drastische Preissteigerungen bei Baustoffen. Besonders betroffen sind Holz, Dämmstoffe, Kupferleitungen, Stahl und Zement. Laut dem Statistischen Bundesamt lag der Baupreisindex im Frühjahr 2025 rund 35 Prozent über dem Niveau von 2020. Gründe dafür sind vielfältig:
- Engpässe in der globalen Lieferkette
- steigende Energiepreise
- zunehmende Umweltauflagen in der Produktion
- Fachkräftemangel im Handwerk
- geopolitische Unsicherheiten
Infobox: Wer heute ein Einfamilienhaus errichten möchte, zahlt bei identischer Planung häufig 20 bis 30 Prozent mehr als noch vor drei Jahren. Diese Mehrkosten wirken sich auf das Investitionsverhalten potenzieller Käufer aus, denn wer mehr Geld für die Bauphase einplanen muss, kalkuliert kritischer beim Grundstückspreis.
Der Trugschluss vom sinkenden Bodenwert
Es liegt nahe zu glauben, dass die Grundstückspreise fallen, wenn das Bauen teurer wird. Doch die Rechnung geht (meist) nicht auf, denn das Bild in der Praxis ist differenzierter. Zwar gibt es Fälle, in denen Käufer auf günstigere Flächen in Randlagen ausweichen oder Bauprojekte aufschieben, aber parallel dazu steigt die strategische Bedeutung gut erschlossener, baureifer Grundstücke in Städten und Ballungsräumen.
Solche Areale reduzieren die Unsicherheiten rund um Baugenehmigungen, Erschließungskosten und Planungsaufwand. Als Eigentümer eines solchen Grundstücks profitieren Sie von zwei Effekten:
- Verknappung: Viele Kommunen geben derzeit kaum neue Bauflächen frei. Wer Bauland sein Eigen nennt, besitzt also eine Ressource, die im Bestand immer wertvoller wird.
- Zeiteffizienz: Je schneller ein Grundstück bebaut werden kann, desto attraktiver ist es für Bauträger, die auf fixe Zeitachsen angewiesen sind.
Hohe Baukosten führen daher nicht automatisch zu sinkenden Bodenwerten. Sie verschieben vielmehr die Gewichtung: Grundstücke mit einfacher Bebauung, guter Lage und kurzen Wegen zur Baugenehmigung bleiben gefragt und erzielen häufig stabile oder sogar steigende Preise.
Bodenrichtwerte versus realer Marktwert
Um den Grundstückswert einzuschätzen, wird gelegentlich der sogenannte Bodenrichtwert herangezogen. Dieser wird in regelmäßigen Abständen von Gutachterausschüssen veröffentlicht und bildet den durchschnittlichen Quadratmeterpreis innerhalb eines begrenzten Gebietes ab. In Zeiten volatiler Baupreise sind diese Werte allerdings nur eingeschränkt aussagekräftig.
Der reale Marktwert hängt von zahlreichen zusätzlichen Faktoren ab:
- Bebauungsplan (z. B. GRZ, GFZ, Nutzungskategorie)
- Lagequalität und Infrastruktur
- Erschließungsgrad
- Rechte und Belastungen (z. B. Wegerechte, Altlasten)
- Nachfrage im jeweiligen Mikromarkt
Gerade in einem Marktumfeld wie 2025 – mit hohen Baukosten und gestiegener Unsicherheit – gewinnen diese „weichen“ Faktoren an Bedeutung. Als Verkäufer sollten Sie daher nicht allein auf offizielle Tabellen schauen, sondern eine individuelle Wertermittlung beauftragen. Am besten tut dies ein erfahrener Makler mit fundierter Marktkenntnis.
Wer kauft noch, wenn das Bauen so teuer ist?
Eine berechtigte Frage. Doch die Antwort überrascht: Gerade Bauträger und Projektentwickler bleiben trotz hoher Kosten am Ball. Warum? Weil sie in längerfristigen Zeiträumen denken. Viele planen Projekte, die erst 2026 oder 2027 fertiggestellt werden, und rechnen mit einer zwischenzeitlichen Normalisierung der Märkte. Auch Forward-Verkäufe und Vorabverträge mit Investoren oder Wohnungsbaugesellschaften sichern ihre Kalkulation ab.
Privatkunden hingegen werden zurückhaltender. Die Kombination aus höheren Baukosten und teils stagnierenden Haushaltseinkommen führt dazu, dass viele Bauwillige länger sparen oder vom Kauf auf den Neubau verzichten.
Für Sie als Verkäufer bedeutet dies eine Verlagerung der Zielgruppe. Jetzt interessieren sich vielleicht mehr institutionelle Käufer, Kapitalanleger oder gewerbliche Entwickler für Ihr Grundstück. Sie sind oft professionell aufgestellt, finanzstark und suchen gut vorbereitete Grundstücke mit klarer Perspektive.
Kann ein hoher Bodenwert das Bauproblem verschärfen?
Hohe Grundstückspreise gelten als ein zentraler Kostentreiber beim Neubau. Politisch motivierte Maßnahmen wie Bodenpreisbremsen, Baugebote oder Erschließungspflichten könnten auf Eigentümer zukommen, die unbebaute Grundstücke lange halten. Auch städtebauliche Verträge oder Vorkaufsrechte durch Kommunen werden vermehrt diskutiert.
Für Sie bedeutet das: Wer jetzt verkauft, entzieht sich möglichen zukünftigen Einschränkungen und nutzt gleichzeitig ein noch hohes Preisniveau. Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, dass der Gesetzgeber in den kommenden Jahren stärker in den Bodenmarkt eingreift, um dem Wohnraummangel zu begegnen.
Bodenwert bleibt auch in der Krise stabil
Langfristige Studien zeigen, dass der Bodenwert erstaunlich krisenresistent ist, sofern bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sind. Gefragte Lagen mit Wachstumsperspektive bleiben Grundstücke auch bei rückläufiger Bautätigkeit stabil im Preis.
Gründe dafür sind:
- dauerhafte Knappheit des Angebots
- Zuzug in Städte und wirtschaftlich starke Regionen
- Investoreninteresse an Sachwerten
- langfristige Entwicklungsoptionen (z. B. Nachverdichtung)
Wenn Sie ein solches Grundstück besitzen, sind hohe Baukosten kein Argument gegen den Verkauf. Eher das Gegenteil trifft zu: Je schwieriger die Projektentwicklung, desto attraktiver wird der gesicherte Boden.
Worauf Sie als Verkäufer 2025 besonders achten sollten
Die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Grundstücksverkauf haben sich verändert. Umso wichtiger ist eine professionelle Vorbereitung. Prüfen Sie folgende Punkte:
1. Liegt eine aktuelle Wertermittlung vor?
Verlassen Sie sich nicht auf Bauchgefühl oder Nachbarvergleiche. Lassen Sie den Wert seriös schätzen.
2. Ist das Grundstück rechtlich und technisch vorbereitet?
Kataster, Bebauungspläne, Erschließung, Altlasten, Grundbuch – all diese Unterlagen sollten vollständig und aktuell vorliegen.
3. Gibt es klare Bebauungsperspektiven?
Interessenten möchten wissen, was baurechtlich möglich ist. Ein klar formulierter Bebauungsrahmen erhöht die Verkaufschancen deutlich.
4. Ist ein Makler mit regionaler Marktkenntnis involviert?
Ein erfahrener Makler kennt nicht nur die Zielgruppen, sondern kann auch die aktuelle Baukostenlage in der Preisstrategie berücksichtigen.
Blick in die Zukunft: Wie geht es weiter?
Für das Jahr 2026 rechnen viele Experten mit einer schrittweisen Normalisierung auf den Baustoffmärkten. Erste Anzeichen zeigen sich bereits in stabileren Energiepreisen, neuen Förderprogrammen und einer leichten Entspannung bei einigen Materialien. Gleichzeitig bleibt die strukturelle Nachfrage nach Wohnraum hoch. Besonders Großstädte, Unistandorte und wirtschaftsstarke Mittelzentren werden weiterhin wachsen.
In diesem Umfeld gewinnen vorbereitete Grundstücke weiter an Bedeutung. Sobald sich die Baukosten und die Materialverfügbarkeit wieder verbessern, steigt auch die Bautätigkeit und damit die Nachfrage nach baureifen Grundstücken.
Mit Weitblick und Strategie in Zeiten hoher Baukosten verkaufen
Der Anstieg der Baukosten hat den Grundstücksmarkt nicht zum Erliegen gebracht. Er hat ihn verändert. Wer heute verkaufen möchte, braucht mehr denn je eine kluge Strategie, eine realistische Einschätzung und verlässliche Partner. Wenn Sie ein Grundstück besitzen, kann der aktuelle Zeitpunkt durchaus günstig sein.
Das greift vor allem dann, wenn Sie von zukünftigen politischen Eingriffen, steuerlichen Änderungen oder Marktverlagerungen unabhängig bleiben möchten.
Wichtig ist, sich nicht von kurzfristigen Trends verunsichern zu lassen.
Ein professioneller Blick auf das Potenzial Ihres Grundstücks – unter Berücksichtigung von Baukosten, Materialmangel und Lagefaktoren – bringt Klarheit. Eines ist sicher: Die Welt des Bauens mag sich verändern, aber der Wert guter Grundstücke bleibt.
Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:
- Grundstücksverkauf: Ein unbebautes Grundstück verkaufen
- Grundstücksverkauf: Was muss ich beachten?
- Grundstücksverkauf in München und Umland: die 6 besten Tipps
- Grundstücksverkauf und Bodenrichtwerte in München: das Wichtigste im Überblick
- Grundstücksverkauf: Wer zahlt den Münchner Makler?
- Statistischen Bundesamt lag der Baupreisindex im Frühjahr 2025
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Ein Hinweis in eigener Sache: Die hier angebotenen Informationen ersetzen selbstverständlich keine Rechtsberatung. Bitte wenden Sie sich an einen qualifizierten Anwalt, Fachanwalt oder Notar, um rechtliche Fragen zu Ihrer eigenen Situation abzuklären.